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Der VCD Kreisverband Aschaffenburg-Miltenberg fordert eine nachhaltige Verkehrswende statt weiteren Straßenausbaus am Klinikum Aschaffenburg-Alzenau. In unserer aktuellen Stellungnahme sprechen wir uns gegen die geforderte Verlängerung der Berliner Allee und den Ausbau der Parkhäuser aus. Stattdessen fordern wir bessere ÖPNV-Anbindungen, sichere Fahrradwege und zukunftsorientierte Mobilitätskonzepte für die Region. Jetzt ist die Politik gefragt!
Die aktuelle Auseinandersetzung zwischen der Gemeinde Haibach und der Stadt Aschaffenburg, um den Ausbau der Berliner Allee zur besseren Verkehrsanbindung des Klinikums Aschaffenburg-Alzenau, zeigt einmal mehr, dass wir uns in einer verkehrspolitischen Sackgasse befinden. Wir unterstützen die Gemeinde Haibach ausdrücklich in ihrem Anliegen das Verkehrsaufkommen zu reduzieren, aber: Eine einfache Verlagerung ist keine Lösung, die dem Problem gerecht wird. Es braucht jetzt eine ernsthafte Verkehrswende, anstatt durch den Ausbau von Straßen noch mehr Autoverkehr zu erzeugen!
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) fordert alle beteiligten Akteure dazu auf, alternative und nachhaltige Lösungen in den Mittelpunkt ihrer Planungen zu stellen.
Verkehrswende statt Straßenausbau
Der geforderte Ausbau der Berliner Allee würde unweigerlich zu mehr motorisiertem Individualverkehr führen. Studien zeigen, dass der Ausbau von Straßen langfristig keinen Verkehr abbaut, sondern eben diesen verstärkt. Das Naherholungsgebiet “Büchelberg” sowie eine wichtige Frischluftschneise wären unwiederbringlich geschädigt. Dies widerspricht den Klimazielen und einer nachhaltigen Stadt- und Verkehrsplanung.
Ausbau der Parkhäuser
Ebenso besorgniserregend ist der kontinuierliche Ausbau der Parkhäuser am Klinikum. Diese Politik bindet wertvolle Flächen, verstärkt den Autoverkehr und steht einer nachhaltigen Mobilitätsplanung entgegen. Inzwischen nimmt die von Parkplätzen belegte Fläche auf dem Areal des Klinikums fast mehr Raum ein als die eigentlichen Klinikumsgebäude.
Ein Blick in die Stadt Gouda (Niederlande) mit ebenfalls rund 72.000 Einwohnern zeigt, dass es auch anders geht: Das dortige Klinikum kombiniert eine hervorragende Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr mit einer vorbildlichen Fahrradinfrastruktur. Die hochwertigen Fahrradabstellanlagen mit reichlich Platz erleichtern die Nutzung des Fahrrads als bevorzugtes Verkehrsmittel erheblich. Durch diese durchdachte Verkehrsplanung ist der Bedarf an Kfz-Parkflächen dort deutlich geringer, was als Modell für nachhaltige Mobilität dienen kann.
Auch am Klinikum Aschaffenburg könnten sichere Fahrradabstellplätze, bessere ÖPNV-Anbindungen und attraktive Anreize für die Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel erheblich zur Verkehrsentlastung beitragen. Hier ein Fingerzeig auf die vernachlässigte Fahrradinfrastruktur: auf der Webseite des Klinikums Aschaffenburg fehlt bislang jeglicher Hinweis auf die Erreichbarkeit mit dem Fahrrad – ein deutlicher Kontrast zu Einrichtungen, wie dem Klinikum Gouda, das vorbildliche Fahrradabstellanlagen bietet.
Aus gesundheitspolitischer Sicht ist es unverständlich, dass ein Klinikum und die Stadtverwaltung die Förderung aktiver Mobilität ihrer Mitarbeitenden, BesucherInnen und PatientInnen so stark vernachlässigen. Eine verstärkte Unterstützung für umweltfreundliche Mobilitätsoptionen wie das Radfahren und die Nutzung des ÖPNV würde nicht nur die Verkehrssituation entlasten, sondern auch präventiv die Gesundheit der Bevölkerung fördern.
Fehlende Alternativen: Rad- und ÖPNV-Infrastruktur
Die Verkehrsprobleme rund um das Klinikum sind das Ergebnis einer verfehlten Verkehrspolitik. Die Fahrradinfrastruktur rund um das Klinikum ist unzureichend und muss dringend ausgebaut werden. Sichere Radwege, wettergeschützte Abstellmöglichkeiten und Ladestationen für E-Bikes könnten einen erheblichen Beitrag zur Verkehrsentlastung leisten.
Auch die Anbindung des Klinikums an den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) ist ungenügend. Fahrzeiten aus den umliegenden Stadtteilen sind zu lang, und die Taktung der Busse ist nicht mit den Schichtplänen der Klinikums-Mitarbeitenden kompatibel. Gerade der Wechsel von Spät- auf Nachtschicht macht die Nutzung des ÖPNV unmöglich. Fahrzeiten von über 45 Minuten im Stadtgebiet sind die Regel, wenn überhaupt eine Verbindung besteht. Ein bedarfsgerechter Ausbau des ÖPNV mit flexiblen Buslinien, Nachtverkehr und einer besseren Taktung ist unabdingbar.
Kritische Bewertung der Dienstwagenoffensive
Besonders kritisch sehen wir die jüngste Dienstwagenoffensive des Klinikums Aschaffenburg-Alzenau. Diese Maßnahme ist kontraproduktiv und steht im Widerspruch zu einer umweltfreundlichen Verkehrspolitik. Statt den motorisierten Individualverkehr einzelner Mitarbeitenden im Besitz einer Fahrerlaubnis weiter zu fördern, sollte das Klinikum seine Mobilitätsstrategie überdenken und nachhaltige Alternativen wie Jobtickets, Carsharing-Modelle, Fahrgemeinschaften und eine bessere Fahrradinfrastruktur unterstützen. Gerade in einer Zeit, in der alle Menschen mobil sein möchten, aber niemand den Verkehr vor der eigenen Haustür haben will (Stichwort: NIMBY-Prinzip), ist eine grundlegende Neuausrichtung der Verkehrspolitik unumgänglich.
Unsere Forderungen
Der VCD fordert:
Es ist höchste Zeit, dass die Verkehrsanbindung zum Klinikum nicht mehr einseitig über den Straßenneubau für motorisierten Individualverkehr geregelt wird. Nur durch eine konsequente Verkehrswende können wir die Region zukunftsfähig gestalten – ökologisch, sozial und nachhaltig.
Verkehrsclub Deutschland (VCD) - Kreisverband Aschaffenburg-Miltenberg
Dezember 2024