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Aschaffenburg

Bachgaubahn jetzt doch möglich

Kehrtwende bei Ministerin Kerstin Schreyer. Bachgaubahn ist jetzt doch möglich. Neue Fördermittel und variable Neugestaltung des „1000er Kriteriums für Bahnreaktivierungen machen dies möglich. Konzept des VCD wird jetzt umgesetzt.

Am 6.12.21 kam die Kehrtwende von Ministerin Kerstin Schreyer, die in München eine Neufassung der Reaktivierungskriterien von stillgelegten Bahnstrecken vorstellte, was ein „großes Licht am Ende des Tunnels“ für die bisher stillgelegte Bachgaubahn jetzt darstellt.

Faktisch hat der Freistaat einen Vorschlag des VCD übernommen, welches er bereits bei der ersten VCD-Bahnreaktivierungstagung im Jahre 2014 unterbreitet hat und kürzlich auf einer Tagung in Schweinfurt, an der Kreisvorsitzender Dr. Hans Jürgen Fahn teilnahm, noch einmal in Anwesenheit aller Regions-Landtagsageordneten ausführlich erläutert hat. Erreicht eine Bahnlinie die vorgegebene Grenze von 1000 Reisenden am Tag je km Strecke nicht, so kann die Bahnlinie unter Einsatz von Mitteln der örtlichen Kommunen , also hier Stadt , Landkreis Aschaffenburg und der Gemeinde Großostheim dennoch reaktiviert werden. Der kommunale Eigenanteil ist um so höher, je größer die Differenz zur „1000-er-Vorgabe“ ausfällt  (nach Berechnungen von Landesvorstandsmitglied Gerd Weibezahl sind dies bei 800 Reisenden am  Tag je km Strecke km nur 20%) . Wird die „1000-er-Grenze innerhalb einer gewissen Zeitspanne überschritten, so erstattet der Freistaat die gezahlten Mittel an die örtlichen Kommunen. “Dies ist ein großer Anreiz für die drei betroffenen Kommunen, gute Verkehrskonzepte vor Ort zu erarbeiten, um möglichst viele Fahrgäste für den ÖPNV aus Bahnen  zu gewinnen“, meinte der stellvertretenden VCD Vorsitzenden Jochen Schneider (Klingenberg) und Klaus Mark (Aschaffenburg).

„Ohne Moos nix los“ ergänzte Kreisvorsitzender Dr. Hans Jürgen Fahn. Daher begrüßte er die  Ankündigung von Kerstin Schreyer, dass  2022 und 2023 jeweils 35 Mio. € zusätzliche Landesmittel zur Verfügung gestellt werden. Allerdings sind zur kompletten Umsetzung des Vier-Säulen-Modelle ab 2024 55 Mio. € mindestens zwingend erforderlich.

Der VCD erinnert an die Vorgabe, dass einer Reaktivierung der Bachgaubahn ein Busparallelverkehr vermieden wird. Hier sind aber noch Vorarbeiten zu leisten, bei der der VCD unterstützend tätig sein wird.

Einstimmig beschloss der Vorstand, auch einen Brief an Miltenbergs Landrat Jens Marco Scherf zu schreiben; er solle sich dafür einsetzen, dass die Reaktivierung der Bachgaubahn auf jeden Fall im Regionalplan verankert wird, der in Kürze aktualisiert wird.

Noch im November war die neue Kehrtwende von Ministerin Schreyer nicht erkennbar. Zwar hatte der Stadtrat Aschaffenburg mit deutlicher Mehrheit sich für die Reaktivierung der Bachgaubahn eingesetzt und sogar eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Diese kam zu dem Ergebnis, dass eine Reaktivierung der Bachgaubahn deutlich mehr Fahrgäste auf sich vereinnahmen könne als ein Schnellbus. Auch hinsichtlich der neu hinzugewonnenen Fahrgäste schneidet die Bahn deutlich besser  ab. Aber das vom Ministerium Ende November vorgegebene Mindestkriterium von 1000 Personenkilometern je Kilometer reaktivierter Strecke wurde bei der geprüften Varianten (z.B. 800 Fahrgäste, wenn die Buslinie 53 zwischen Aschaffenburg und Großostheim eingestellt wird; wenn nicht nur 650) nicht erreicht. Noch Ende November 2021 hatte der Kreistag von Aschaffenburg Landrat Alexander Legler beauftragt, in einem Gespräch mit Verkehrsministerin Schreyer darauf hinzuwirken, dass der Schwellenwert von 1000 Personenkm gesenkt wird. Dies kündigten auch Großostheims Bürgermeister Herbert Jakob und Aschaffenburgs Jürgen Herzing an.

Die starre „1000-Fahrgäste-Grenze“ gehört endlich der Vergangenheit an.

Die starre „1000-Fahrgäste-Grenze“ war dem VCD schon immer ein Dorn im Auge. Seit 2014 organisiert der VCD jährliche Treffen von Befürwortern von Bahnreaktivierungen. Bei der letzten Tagung am 2.10.21 in Schweinfurt, bei der auch der VCD –Kreisvorsitzende Miltenberg-Aschaffenburg  Dr. Hans Jürgen Fahn teilnahm, wurden (es nahmen die Vertreter aller im Landtag vertretenen demokratischen Parteien teil), noch die sogn. KO-Kriterien der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) vorgestellt: Neben den 1000 Reisenden sollte die Infrastruktur ohne Zuschuss des Freistaates hergestellt werden und das Unternehmen, dass die Strecke betreut müsse sich bereiterklären, die Strecke auf Dauer zu erhalten. Dies war für den VCD auch deshalb enttäuschend, weil Baden Württemberg durch ein Landeseisenbahnfinanzierungsgesetz (seit dem 8.6.1995)  die Reaktivierung von stillgelegten Bahnstrecken finanziell fördert und dabei nur von  Mindestzahl von 500 Reisenden ausgeht.

Die langjährigen Bemühungen des VCD scheinen sich jetzt gelohnt zu haben. Es ist auch ein großer Beitrag für die notwendige Verkehrswende und für mehr Klimaschutz.

Siehe hierzu auch die Pressemitteillung des VCD e.V.

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