Bayern

Mainfranken-Rhön

Medieninformation des VCD KV Mainfranken-Rhön zur Erklärung von Staatssekretär Gerhard Eck zum Thema Steigerwaldbahn

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V. setzt sich vehement für die Aussetzung des Entwidmungsverfahrens bei der Steigerwald ein. "Es sollen die Entwidmungsanträge einiger Anliegergemeinden der Steigerwaldbahn abgelehnt werden, damit in Ruhe eine Potentialanalyse durchgeführt werden kann", so Dr. Christian Loos, stellvertretender VCD-Kreisvorsitzender.

"Dies fordern ja die Kreistage von Schweinfurt und Kitzingen, sowie die Städte Schweinfurt und Gerolzhofen, aber auch die IHK", so Loos weiter. Der VCD, der erst Anfang des Jahres eine sehr aktive Kreisgruppe in Kitzingen gegründet hat, widerspricht damit der Erklärung des CSU-Politikers MdL Gerhard Eck. Dieser hatte in der Diskussion um die Steigerwaldbahn zunächst "mehr Sachlichkeit und Nüchternheit" gefordert, um dann im nächsten Satz den Bahnbefürwortern "Träumereien, Halbwahrheiten, rückwärtsgewandte Nostalgie und Realitätsverlust" vorzuwerfen. Abgesehen davon, dass diese Unterstellungen wohl kaum von Sachlichkeit zeugen, offenbart Herr Eck selbst ein zweifelhaftes Realitätsverständnis, in dem die jüngste Politisierung der Jugend, die Notwendigkeit eines Umdenkens auch in der Verkehrspolitik angesichts des Klimawandels und auch das Ergebnis der Europawahl offenbar noch nicht durchgedrungen sind. Dabei erweist sich Eck selbst als erstaunlich schlecht informiert, wenn er die Bevölkerung im nördlichen Landkreis Schweinfurt gegen die Anlieger der Steigerwaldbahn auszuspielen versucht. Scheinbar ist ihm nicht bekannt, dass der Schienenpersonennahverkehr vom Freistaat Bayern bestellt wird, so dass beide Landkreise komplett gerade davon profitieren würden, indem erstens die Anlieger der Bahn einen modernen, schnellen und komfortablen ÖPNV-Anschluss erhielten und zweitens anderen Gemeiden so Mittel für den übrigen Busverkehr frei würden.

"Wir brauchen in den Landkreisen Kitzingen und Schweinfurt endlich einen besseren Nahverkehr, der eine echte Alternative zum Auto darstellt. Die Steigerwaldbahn ist eine wichtige Verbindungsachse zwischen den Landkreisen sowohl für Pendler als auch für den Tourismus in der Steigerwaldregion", so der Mainstockheimer CSU-Gemeinderat Peter Brandner. Natürlich kann die Bahnstrecke nicht in Kitzingen-Etwashausen enden, sondern muss wieder an den Kitzinger Bahnhof angebunden werden; dafür sind verschiedenen Varianten im Gespräch, die untersucht werden müssen. Für den Ausbau der B 286 südlich von Schweinfurt werden gerade 45 Mio. für 4 km ausgegeben. Statt für eine solche rückwärtsgewandte Straßenbaupolitik müsse nun in die umweltfreundliche Bahn investiert werden, um die Wunde der Zerstörung der Bahnbrücke im Zweiten Weltkrieg endlich zu heilen.

"Die Spirale mehr Autos - mehr Straßen - mehr CO2-Ausstoß lässt sich nicht mehr weiterdrehen. Ideologisch ist nicht die Erkenntnis, dass in der Politik mitunter Kurskorrekturen erforderlich sind, sondern das starre Festhalten an überholter Politik, die offensichtlich nicht den Menschen in den Vordergrund stellt", so Br. Julian Glienke, Benediktiner der Abtei Münsterschwarzach, der sich ebenso wie Brandner im VCD für Umwelt- und Klimaschutz im Verkehr und einen besseren ÖPNV einsetzt.

In anderen Bundesländern gibt es unzählige Beispiele geglückter Reaktivierungen, beispielsweise die Schönbuchbahn in Baden-Württemberg, die bis 1996 stillgelegt war und nun angesichts der alle Prognosen übertreffenden Fahrgastzahlen elektrifiziert und für einen 15-Minuten-Takt ausgebaut wird. Die Steigerwaldbahn wurde keineswegs, wie Herr Eck behauptet, stillgelegt, weil keiner mehr mit der Bahn fahren wollte. Vielmehr sind die Fahrgäste abgewandert, weil das Angebot schlecht war: wenige Züge am Tag, altes Wagenmaterial, lange Fahrzeiten. Heute werden moderne, leise, komfortable und umweltschonende Triebwagen eingesetzt. Stimmt das Angebot, werden die verlässlich im Takt fahrenden Züge auch angenommen, das ist ein vielfach belegter Erfahrungswert. Ein Bahnanschluss ist heute ein wichtiger Standortfaktor, hat ein hohes touristisches Potential und gewährleistet gleichwertige Lebensbedingungen im ländlichen Raum. Die Bahn ist kein "in die Jahre gekommenes Verkehrsmittel", wie Eck behauptet, sondern im Gegenteil das Verkehrsmittel der Zukunft.

Statt immer noch einer Verkehrspolitik von gestern anzuhängen, die auf weiteres Straßenverkehrswachstum setzt, fordert der VCD die Politik auf, sich im Sinne einer zukunftsorientierten Verkehrspolitik für die Steigerwaldbahn einzusetzen.

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