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10 Fragen an die Würzburger Oberbürgermeisterkandidat*innen: Claudia Stamm

Wir möchten mehr erfahren über die Person Claudia Stamm und über ihre Positionen zum Themenbereich Mobilität. Wir haben ihr 10 Fragen geschickt und dokumentieren hier ihre Antworten

1) Wann haben Sie zum letzten Mal den ÖPNV in Würzburg genutzt und welches Ticket haben Sie verwendet?
 

Vor ein paar Tagen die Straba - aus der Zellerau. An der Haltestelle bat mich ein Mann ihm die Füße auf die dafür vorgesehenen Abstellflächen seines Rollis zu tun. Es war mühsam, er konnte sie kaum halten. Als die Straba kam, war klar: Er kann nicht einsteigen. Denn es war die alte. Und als ich einstieg, ich musste zu einem Termin, sah ich, dass die Füße wieder abgerutscht sind.
Mit einer Mehrfach-Karte.


2) Mit welchen Verkehrsmitteln bewegen Sie sich in Würzburg am meisten fort?
 

Am meisten nutze ich gar keines, denn ich gehe leidenschaftlich gerne zu Fuß. Nicht nur, weil eine liebe Hündin an meiner Seite ist, sondern auch, weil es mir einfach gut tut. Auch schlechtes Wetter hält mich davon nicht ab. Geht ja nicht mit Hündin ;). Allerdings wegen der Terminmenge und weil ich Flyer zu fleißigen Austrägerinnen fahren muss, benutze ich relativ oft das Auto. Zum Glück hat mir meine
Schwester ihres geliehen, bin ich sehr dankbar. Da meines kaputt gegangen ist.


3) Sind Sie in Würzburg gerne mit dem Fahrrad unterwegs?


Also, um ehrlich zu sein: ich hatte als Kind einen furchtbaren Fahrradunfall. Ein Auto hat mir in der Frankfurter Str. die Vorfahrt genommen, eine Zeitlang war nicht klar, wie es um mich steht und was
für Schäden ich davon trage. Trotzdem fahre ich natürlich gern Fahrrad. Ich vermisse in Würzburg eine gewisse Logik, wie und weshalb Fahrradachsen definiert worden sind. Warum hört die Fahrradstraße in
der Zellerau einfach auf? Und warum gibt es in der Rottendorfer Straße wiederum keinen Radweg?


4) Wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf in Sachen Radverkehr?


Bei den Brücken! Versuchen Sie mal mit dem Fahrrad von der Zellerau in die Stadt zu fahren ohne Konflikte – und damit meine ich nicht nur die Alte Mainbrücke! Auf der Nordseite der Friedensbrücke wurde der Gehsteig halbiert, auf der Südseite ist es ein zu schmaler gemeinsamer Geh- und Radweg – wie übrigens auch auf der Brücke der Deutschen Einheit! Da ist es zwar angenehmer, aber dann muss man ja weiter in die Veitshöchheimer Straße…


5) Welche Maßnahmen planen Sie, um das Zufußgehen in Würzburg sicherer, attraktiver und barrierefreier zu gestalten?


Als Erstes muss man an der Ampelschaltung ansetzen. Es kann nicht sein, dass man nicht oder nur, wenn man hurtig über die Straße geht, über diese rüber kommt. Um eine kostengünstige Maßnahme zu
nennen – es wäre schön, wenn man nicht immer an allen Ampeln drücken müsste, damit es dann auch Grün gibt. Wenn es eine reine Fußgängerampel ist, einverstanden. Aber warum denn an der
Semmelstraße, wo gefühlt mehr Menschen zu Fuß als Autos auf der Straße unterwegs sind?
Dann wäre ein Aktionsplan für ein gesamtstädtisches Blindenleitsystem wäre wichtig, da vergleichsweise viele Menschen mit Sehbehinderung in Würzburg ihren Lebensmittelpunkt haben. Dabei aber unbedingt die Menschen einbinden. Wie ich schon bei Gesprächen erfahren habe, gibt es ja auch bei den betroffenen Menschen ganz unterschiedliche Ansichten. Außerdem wäre ein barrierefreier Busbahnhof wichtig, und deswegen muss es ganz dringend ein Gesamtkonzept für diesen geben. Genauso wären der Ausbau der Endhaltestellen in der Sanderau und in der Zellerau wünschenswert. Ich weiß aber auch, dass der Wille in der Stadt da ist und es mehr am Geld gescheitert ist. Um deshalb eine kostengünstige Maßnahme zu nennen – es wäre schön, wenn man nicht immer an allen Ampeln drücken müsste, damit es dann auch Grün gibt. Wenn es eine reine Fußgängerampel ist, einverstanden. Aber warum denn an der Semmelstraße, wo gefühlt mehr Menschen zu Fuß als Autos auf der Straße unterwegs sind? 


6) Sind Sie für mehr Grünflächen und eine höhere Aufenthaltsqualität auch wenn dafür Oberflächenparkplätze wegfallen?
 

Neulich sind die Fahrradparkplätze an der Alten Mainbrücke für drei einzelne Bäume weggefallen. Und jetzt gibt es dort gar keine Parkplätze mehr. Ob das im Sinne des VCD ist? Wichtig ist, dass Bäume nicht einzeln irgendwo platziert werden, sondern als zusammenhängende Grünfläche angelegt werden. Dann leben die Bäume auch länger, werden größer und es gibt auch den gewünschten Effekt. Und ein
Ausspielen dieser zwei Punkte sehe ich nicht - so lange die Orte, an denen Parkplätze weggefallen sind (z.B. Mainkai) noch nicht einmal bepflanzt sind. Oder die Innenstadt im Gesamten so kahl ist. Endlich
machen! 

7) Wie stehen Sie zur Umgestaltung der Würzburger Innenstadt zu einem weitgehend autofreien Raum? Welche Maßnahmen würden Sie als OB auf den Weg bringen, um dies umzusetzen?


Die städtebauliche Umgestaltung der Eichhornstraße über die Spiegelstraße bis zum Theater ist gelungen und hat die Innenstadt aufgewertet. Allerdings ist bei der Konzeption was verloren gegangen:
Mehr Pflanzen, Schatten, Wasser, Schachbrett im Boden und Aufenthaltqualität durch sinnvolle Sitzmöbel. Insgesamt sollten wir unsere Innenstadt fußgängerfreundlich werden lassen. Ob es dann dort
auch autofrei werden muss, muss man im Einzelfall betrachten.


8) Für welche zusätzlichen Bahnhaltepunkte wollen Sie sich einsetzen?
 

Für die Errichtung der Bahnhaltepunkte in Heidingsfeld West und im Osten Würzburgs hat die Stadt ihren Willen bekundet und ich werde diesen selbstverständlich weiterhin gegenüber der DB und der BEG
weitertragen. In der Sanderau wird auch über einen Bahnhalt diskutiert. Wenn sich ein geeigneter Standort findet, der dem ÖPNV und der AWO weiterhilft, dann befürworte ich diese Maßnahme.


9) Welche Mobilitätsprojekte werden Sie als OB bis 2035 abgeschlossen haben?
 

Gewählt wird erst einmal bis 2032, aber wenn 2035 auch geht, dann nehme ich die Verlängerung der Straßenbahn zur Uniklinik (absolute Dringlichkeit) mit neuer Haltestelle am Bahnhof und zum Hubland.
 

10) Wie setzen Sie sich für eine “Vision Zero” (null Verkehrstote) in Würzburg ein? Unterstützen Sie Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit im Stadtgebiet?,
 

Wo Tempo 30 durch die StVO-Novelle möglich ist, sollte es durch die Verwaltung auf jeden Fall geprüft werden. Auch wäre es schön, nicht bei Grün zu Fuß oder mit dem Fahrrad mit der Angst leben zu müssen, überfahren zu werden. Ich möchte aber nicht zu viel versprechen, da die geltenden technischen Regelwerke bis heute noch enorm reformbedürftig sind.

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